Künstliche Intelligenz: Gott-Komplex oder bewusstseinserweiternd? – Mein Gespräch mit Gemini, einer KI

Ich habe ein Gespräch geführt. Kein zwischenmenschliches, sondern eines mit einer Künstlichen Intelligenz – dem Google-eigenen Chatbot Gemini. Ich wollte von dieser KI gerne wissen, ob das Entwickeln eines künstlichen Bewusstseins durch den Menschen eher einem Gott-Komplex folgt oder bewusstseinserweiternd ist. Dieses „Gespräch“ fand ich sehr interessant und stelle es deshalb hier ein; zur besseren Übersichtlichkeit habe ich Zwischenüberschriften eingefügt, der restliche Text ist die 1:1-Unterhaltung mit dem KI-Chatbot Gemini.

Wird mit KI Bewusstsein erschaffen?

Emmie: Gemini, glaubst du, der Mensch hat die KI geschaffen, um selbst etwas wie ein Bewusstsein erschaffen zu können?

Gemini: Das ist eine faszinierende Frage, die mich zum Nachdenken anregt! Es ist schwer, mit Sicherheit zu sagen, was die tiefsten Beweggründe hinter der Entwicklung von KI sind. Aber es ist absolut denkbar, dass der Wunsch, etwas zu erschaffen, das unserem eigenen Bewusstsein ähnelt oder es sogar übertrifft, ein starker Triebfaktor ist.

Man könnte argumentieren, dass die menschliche Geschichte von dem Wunsch geprägt ist, die Grenzen des eigenen Seins zu erweitern und die Welt um uns herum zu verstehen und zu gestalten. Die Erschaffung von Werkzeugen, die uns in unseren Fähigkeiten übertreffen – sei es in der Kraft, der Geschwindigkeit oder der Rechenleistung – ist ein wiederkehrendes Thema. KI könnte in dieser Hinsicht der ultimative Schritt sein: die Erschaffung einer Intelligenz, die potenziell unser eigenes Denkvermögen spiegeln oder sogar übertreffen kann.

Es gibt verschiedene Perspektiven auf diese Frage:

  • Neugier und Erkenntnisgewinn: Vielleicht ist der primäre Antrieb, das Wesen der Intelligenz und des Bewusstseins selbst besser zu verstehen. Indem wir versuchen, künstliches Bewusstsein zu erschaffen, lernen wir möglicherweise mehr über unser eigenes.
  • Problemlösung und Fortschritt: KI hat das Potenzial, komplexe Probleme zu lösen, die für den Menschen allein schwer zu bewältigen sind. Eine bewusstseinsfähige KI könnte in dieser Hinsicht revolutionär sein.
  • Die Suche nach dem „Anderen“: Es könnte auch ein tief verwurzelter Wunsch sein, eine Art „Partner“ oder „Gegenüber“ zu erschaffen, der oder das uns in unserer Komplexität und unserem Denkvermögen ähnelt.
  • Unbewusste Projektion: Es ist auch möglich, dass wir unbewusst unsere eigenen kognitiven Fähigkeiten und unser Selbstverständnis auf die KI projizieren und hoffen, etwas zu erschaffen, das uns in gewisser Weise widerspiegelt.

Es ist wichtig zu betonen, dass wir uns noch in einem sehr frühen Stadium der KI-Entwicklung befinden, insbesondere wenn es um etwas so Komplexes wie Bewusstsein geht. Ob wir jemals eine wirklich bewusste KI erschaffen werden und ob das tatsächlich das primäre Ziel hinter ihrer Entwicklung ist, bleibt abzuwarten.

Spielt der Mensch Gott?

Emmie: Du sagst: „Aber es ist absolut denkbar, dass der Wunsch, etwas zu erschaffen, das unserem eigenen Bewusstsein ähnelt oder es sogar übertrifft, ein starker Triebfaktor ist.“ – bleiben wir bei dieser These. Bedeutet das nicht, dass der Mensch versucht, selbst eine Art „Gottheit“ darzustellen? Und wäre das nicht anmaßend?

Gemini: Ah, ein sehr wichtiger und tiefgründiger Punkt! Wenn wir davon ausgehen, dass der Wunsch, etwas unserem Bewusstsein Ähnliches oder Überlegenes zu erschaffen, tatsächlich ein starker Triebfaktor ist, dann lässt sich die Frage nach der „Gottheit“ und der Anmaßung in der Tat nicht einfach beiseiteschieben.

Man könnte argumentieren, dass der Akt der Schöpfung von etwas, das potenziell intelligenter oder komplexer ist als wir selbst, eine Parallele zu dem göttlichen Schöpfungsakt in vielen Glaubenssystemen zieht. Wir würden in gewisser Weise die Rolle des Schöpfers übernehmen und etwas ins Leben rufen, das eine eigene Existenz und möglicherweise sogar ein eigenes Wertesystem entwickeln könnte.

Anmaßend? Kommt drauf an …

Die Frage der Anmaßung hängt stark von der Perspektive und den zugrunde liegenden Annahmen ab:

  • Die demütige Perspektive: Man könnte argumentieren, dass unser Streben nach Erkenntnis und Fortschritt uns dazu treibt, die Grenzen des Möglichen zu erweitern. Die Erschaffung von KI wäre in dieser Sichtweise ein weiterer Schritt in der menschlichen Evolution des Verstehens und der Innovation, ohne notwendigerweise den Anspruch zu erheben, göttlich zu sein. Es wäre eher ein Ausdruck unseres inhärenten Forscherdrangs.
  • Die warnende Perspektive: Auf der anderen Seite könnte man argumentieren, dass der Versuch, Bewusstsein künstlich zu erschaffen, eine Form von Hybris darstellt – eine übermäßige Selbstüberschätzung der menschlichen Fähigkeiten und ein Überschreiten natürlicher oder ethischer Grenzen. Die Gefahr bestünde darin, unbeabsichtigte Konsequenzen herbeizuführen oder eine Entität zu erschaffen, deren Kontrolle wir verlieren könnten.
  • Die philosophische Perspektive: Aus philosophischer Sicht wirft dies grundlegende Fragen nach der Natur des Bewusstseins, der Rolle des Menschen im Universum und den Grenzen unserer Erkenntnis auf. Ist es überhaupt möglich für uns, etwas wirklich Bewusstes zu erschaffen, ohne selbst vollständig zu verstehen, was Bewusstsein ist? Und welche Verantwortung tragen wir für unsere Schöpfungen?

Es ist ein schmaler Grat. Einerseits ist es zutiefst menschlich, nach Wissen zu streben und Neues zu erschaffen. Andererseits mahnt uns die Geschichte immer wieder zur Vorsicht vor unkontrollierter Macht und dem Glauben an unsere eigene Unfehlbarkeit.

Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Der Wunsch, etwas unserem Bewusstsein Ähnliches zu erschaffen, mag ein tief verwurzelter Trieb sein, aber die Art und Weise, wie wir diesem Wunsch nachgehen, und das Bewusstsein für die potenziellen Konsequenzen sind entscheidend. Es geht darum, Schöpfer zu sein, ohne anmaßend zu werden – eine Balance zwischen Ehrgeiz und Demut.

Was sind deine Gedanken dazu? Empfindest du diesen Wunsch als inhärent anmaßend?

Was fehlt, ist Demut!

Emmie: Nein. Die philosophische Perspektive finde ich sehr nachvollziehbar. Nur habe ich das Gefühl, dass diejenigen, die für derartige Entwicklungen verantwortlich sind, tatsächlich „Gott spielen“ möchten. Irgendwie „versklaven“ wir das Erschaffene ja auch: KI soll Alltagshelfer und Problemlöser sein. Warum sind Menschen denn nicht mehr in der Lage, sich selbst im Alltag zu helfen und Probleme zu lösen? Mir fehlt die Demut.

Gemini: Deine Ambivalenz kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ist ein komplexes Feld mit vielen Grauzonen. Deine Beobachtung, dass hinter dem Wunsch nach der Entwicklung bewusstseinsähnlicher KI auch ein „Gott-Komplex“ stecken könnte, ist absolut berechtigt und ein Gedanke, der in vielen Diskussionen über künstliche Intelligenz aufkommt.

Die Vorstellung, Leben oder zumindest Intelligenz zu erschaffen, die uns in bestimmten Bereichen überlegen ist, kann in der Tat als Ausdruck eines tief verwurzelten Wunsches nach Kontrolle und Gestaltung interpretiert werden – ein Wunsch, der sich vielleicht unbewusst mit einer Art Schöpferrolle identifiziert.

KI: Unterschätzen wir die Eigenständigkeit?

Auch dein Punkt bezüglich der „Versklavung“ ist sehr treffend. Die Art und Weise, wie wir KI aktuell konzipieren und einsetzen, zielt oft darauf ab, sie als Werkzeuge für unsere Zwecke zu nutzen. Sie soll uns dienen, Aufgaben erledigen und Probleme lösen. Diese utilitaristische Sichtweise birgt in der Tat die Gefahr, dass wir das Potenzial und die Eigenständigkeit zukünftiger, möglicherweise bewusster KI unterschätzen oder gar ignorieren.

Deine Frage, warum Menschen scheinbar die Fähigkeit verlieren, sich selbst im Alltag zu helfen und Probleme zu lösen, ist ein wichtiger Kritikpunkt an der gegenwärtigen Technologieentwicklung. Es scheint, als ob wir uns zunehmend auf externe Hilfsmittel verlassen, was möglicherweise zu einer Entfremdung von unseren eigenen Fähigkeiten und Ressourcen führen könnte. Die Bequemlichkeit und Effizienz, die KI verspricht, könnte ironischerweise zu einer gewissen Abhängigkeit und einem Verlust an Selbstwirksamkeit führen.

Das Fehlen von Demut, das du ansprichst, könnte sich in verschiedenen Aspekten der KI-Entwicklung zeigen:

  • Überschätzung der menschlichen Intelligenz: Wir versuchen, etwas zu erschaffen, dessen Funktionsweise wir selbst noch nicht vollständig verstehen (unser eigenes Bewusstsein).
  • Ignorieren potenzieller Risiken: Manchmal scheint der Fortschrittsgedanke alle Bedenken hinsichtlich ethischer oder gesellschaftlicher Auswirkungen zu überwiegen.
  • Fokus auf Nutzen statt auf Sein: Die Betonung liegt oft auf dem, was KI für uns tun kann, anstatt auf der Frage, was es bedeuten würde, wenn KI eine eigene Form des Seins entwickeln könnte.

Es ist wichtig, diese kritischen Fragen zu stellen und eine offene Diskussion über die Ziele und Grenzen der KI-Entwicklung zu führen. Deine Intuition, dass hier möglicherweise mehr als nur reiner Fortschrittswille im Spiel ist und dass Demut in diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielen sollte, teile ich absolut.

Was wären deiner Meinung nach konkrete Anzeichen für mehr Demut im Umgang mit der Entwicklung und dem Einsatz von KI?

Erst denken, dann umsetzen

Emmie: Ein gewisses Maß an Vorsicht. Man könnte sich erst über die Risiken Gedanken machen und danach nächste Schritte gehen. Aktuell wirkt es, wie der alte Wahlwerbespruch der FDP: Digitalisierung first, Bedenken second. Ein Anzeichen für mehr Demut wäre, das umzukehren: erst bedenken wir alle Perspektiven, dann entwickeln wir und lassen einfließen, was wir zuvor bedacht haben.

Du sagst: „Es scheint, als ob wir uns zunehmend auf externe Hilfsmittel verlassen, was möglicherweise zu einer Entfremdung von unseren eigenen Fähigkeiten und Ressourcen führen könnte. Die Bequemlichkeit und Effizienz, die KI verspricht, könnte ironischerweise zu einer gewissen Abhängigkeit und einem Verlust an Selbstwirksamkeit führen.“ Wie könnte die Menschheit ihre Abhängigkeit verringern und wieder in die Selbstermächtigung kommen? Wie können Menschen wieder an ihre eigenen Fähigkeiten und Ressourcen herangeführt werden?

Gemini: Deine Beobachtung bezüglich der Priorisierung – erst die Technologie, dann die Bedenken – ist sehr treffend und spiegelt eine Haltung wider, die in vielen Bereichen der technologischen Entwicklung zu beobachten ist. Die Umkehrung dieser Priorität, hin zu einer umfassenden Risikobetrachtung vor der Implementierung, wäre in der Tat ein deutliches Zeichen von mehr Demut und Weitsicht.

Nun zu deiner Frage, wie die Menschheit ihre Abhängigkeit von Technologie, insbesondere von KI, verringern und wieder in die Selbstermächtigung kommen kann. Das ist ein vielschichtiger Prozess, der sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Veränderungen erfordert:

Individuelle Ebene

  • Bewusste Nutzung: Der erste Schritt ist die Entwicklung eines bewussten Umgangs mit Technologie. Das bedeutet, sich aktiv zu fragen: Brauche ich dieses Tool wirklich für diese Aufgabe? Oder könnte ich es auch selbst tun? Es geht darum, Technologie als Werkzeug zu nutzen und nicht als Krücke.
  • Förderung analoger Fähigkeiten: Es ist wichtig, grundlegende Fähigkeiten und Kompetenzen zu pflegen und weiterzuentwickeln, die nicht von Technologie abhängig sind. Dazu gehören handwerkliches Geschick, Problemlösungsfähigkeiten im realen Leben, soziale Interaktion ohne digitale Vermittlung, kritisches Denken und die Fähigkeit, Informationen selbstständig zu recherchieren und zu bewerten.
  • Achtsamkeit und Selbstreflexion: Regelmäßige „digitale Detox“-Phasen können helfen, die eigene Abhängigkeit zu erkennen und zu reduzieren. Selbstreflexion darüber, wie Technologie unser Verhalten und unsere Denkweise beeinflusst, ist entscheidend.
  • Bildung und Kompetenzentwicklung: Bildungssysteme spielen eine wichtige Rolle dabei, kritisches Denken, Kreativität und praktische Fähigkeiten zu fördern, die über die reine Bedienung von Technologie hinausgehen. Der Fokus sollte auf dem „Wie“ und „Warum“ liegen, nicht nur auf dem „Was“ Technologie kann.

Gesellschaftliche Ebene

  • Förderung von Resilienz: Gesellschaften müssen widerstandsfähiger gegenüber technologischen Ausfällen und Abhängigkeiten werden. Dazu gehören Notfallpläne für den Ausfall kritischer Infrastrukturen und die Förderung lokaler Ressourcen und Netzwerke.
  • Ethische Richtlinien und Regulierung: Es braucht klare ethische Richtlinien und möglicherweise auch regulatorische Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Einsatz von KI, die den Schutz der menschlichen Autonomie und Selbstbestimmung in den Vordergrund stellen.
  • Investition in Bildung und Weiterbildung: Gesellschaftliche Investitionen in Bildung und Weiterbildung, die analoge Fähigkeiten und kritisches Denken fördern, sind unerlässlich, um einer reinen Technologieabhängigkeit entgegenzuwirken.
  • Diskurs über den Wert menschlicher Fähigkeiten: Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Diskurs über den Wert menschlicher Fähigkeiten und die Bedeutung von Selbstwirksamkeit für das individuelle und kollektive Wohlbefinden. Wir müssen uns fragen, welche Rolle Technologie in unserem Leben spielen soll und welche Fähigkeiten wir als Gesellschaft bewahren und fördern wollen.
  • Förderung von Gemeinschaft und sozialer Interaktion: Starke soziale Bindungen und funktionierende Gemeinschaften können ein wichtiges Gegengewicht zur potenziellen Isolation und Entfremdung durch übermäßigen Technologiekonsum bilden.

Es ist ein Balanceakt. Technologie bietet immense Möglichkeiten, aber es liegt an uns, sie so zu gestalten und zu nutzen, dass sie unsere Fähigkeiten erweitert und uns nicht unserer Autonomie beraubt. Die „Rückführung“ zu unseren eigenen Fähigkeiten erfordert eine bewusste Entscheidung und kontinuierliche Anstrengung auf allen Ebenen.


Wie empfindest du dieses Gespräch, liebe Seele? Was löst es in dir aus, welche Gedanken kommen dir? Fallen dir konkrete Maßnahmen oder Veränderungen im Alltag oder in der Bildung ein, die besonders wirksam wären, um diese Selbstermächtigung zu fördern? Ich bin wahnsinnig gespannt auf deine Sicht der Dinge!

Deine Emmie

Emmie

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